Design für den Kopf
Gestaltung und Wahrnehmungspsychologie
Die menschliche Wahrnehmung ist faszinierend – und bietet gleich eine Reihe von Ansätzen, kreative Ideen im Rahmen der visuellen Kommunikation frisch umzusetzen. In diesem Beitrag stellen wir einige Gestaltprinzipien aus der Gestaltpsychologie vor, bei denen unser Gehirn uns beim Betrachten eines Bildes einen Streich spielt, und so dem ohnehin schon komplexen und faszinierenden Kommunikationsprozess noch eine weitere Ebene hinzufügen.
Grundlegend für die meisten dieser gestalterischen Taschenspielertricks sind die Gestaltgesetze der Gruppierung. Der wahrnehmungspsychologische Fachausdruck zielt auf die Disposition der menschlichen Wahrnehmung ab, Muster aufgrund bestimmter Regeln wahrzunehmen und die automatische Auffüllung oder Ergänzung von visuellen Informationen durch unser Gehirn. So werden zum Beispiel willkürlich verfälschte Schriftbilder lesbar und eine Anzahl von Punkten auf einem weißen Hintergrund setzen sich fast automatisch zu einer Art von Bild, einem dem Betrachter bekannten Gegenstand zusammen. Im Folgenden stellen wir Ihnen sechs Gestaltprinzipien vor, unter deren Beachtung Sie Ihre Inhalte konkret darstellen, oder unter deren Missachtung Sie kreativ mit den Köpfen der Betrachter spielen.
Gestaltprinzipien der Wahrnehmung und ihre Bedeutung
Täglich beeinflussen Webseiten und Apps, die auf eine bestimmte Art und Weise gestaltet sind, unsere Wahrnehmung, unser Erleben und unser Handeln – oftmals ohne das wir es überhaupt bemerken. Wie genau tun sie das und welche Bedeutung haben diese Gestaltgesetze für das Content Design?
1. Das Prinzip der Prägnanz
Unsere Wahrnehmung ordnet die gewonnenen optischen Sinneseindrücke automatisch in die Kategorien „Figur“ und „Grund“ ein. Dieses Gesetz besagt, dass unser Verstand aus einer schier unendlich großen Zahl an Interpretationsmöglichkeiten genau jene auswählt, die er am einfachsten verarbeiten kann.
Dieses optische Verwirrspiel zeigt das Prinzip der Prägnanz in vereinfachter Form, indem es dem Betrachter zweierlei Interpretationsmöglichkeiten bietet: Das Gesicht eines Mannes aus zwei verschiedenen Perspektiven.
Hinsichtlich des Designs (einer Website o. Ä.) zeigt uns dieses Gestaltgesetz, dass eine eindeutige Figur-Grund-Beziehung essentiell ist, möchte man dem Zuschauer keinen weiteren Interpretationsspielraum lassen, und ihm Inhalte auf den ersten Blick klar machen.
Die Beachtung des Prinzips der Prägnanz sorgt dafür, dass
- … die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe auf ein bestimmtes Objekt gelenkt wird.
- … eine eindeutige Interpretation Ihrer Inhalte gewährleistet ist.
2. Das Prinzip der Ähnlichkeit
Ähnlichkeit in Form von Textur, Größe, Ausrichtung und Form können verschiedene Objekte als Ganzes erscheinen lassen. Dieses auch als „Gruppierung“ bezeichnete wahrnehmungspsychologische Phänomen bietet eine große Bandbreite an gestalterischen Möglichkeiten. Offensichtlich ist die Zusammenfassung von Designelementen mit einer ähnlichen Funktion (z.B. klickbare Flächen auf einer Webseite), um die Orientierung für den Nutzer besonders einfach zu machen. Durch eine klare Struktur versteht Ihre Zielgruppe, welche Funktion einzelne Elemente Ihrer Webseite haben. Das Prinzip der Ähnlichkeit erlaubt aber auch das verstecken von Extra-Informationen in einer grafischen Oberfläche (ähnlich wie bei einem Suchbild).
Die Beachtung des Prinzip der Ähnlichkeit sorgt dafür, dass…
- … die Funktionsweisen einzelner Elemente visuell voneinander abgehoben, oder gruppiert werden.
3. Das Prinzip der Nähe
Nah beieinander liegende Elemente werden von der optischen Wahrnehmung des Menschen als Einheit wahrgenommen. Sobald diese Einheit der Einzelteile erfasst wird, versucht das Gehirn zumeist, diesen einen figürlichen Sinn zu geben. Unterbewusst werden dann alle uns bekannten Formen abgeklappert, bis wir den aufgrund ihrer Nähe als Einheit wahrgenommenen Elementen, sei es in Form von Texten oder Bildern, eine Form zuweisen können. Aus Bildgestalterischem Gesichtspunkt ist es daher sinnvoll, zusammengehörende Elemente als zusammenstehende Gruppe zu fotografieren. Dadurch erzeugt man einen Schwerpunkt im Bild, wohingegen getrennt stehende Elemente um die Aufmerksamkeit des Betrachters „streiten“.
Die Beachtung des Prinzip der Nähe sorgt dafür, dass…
- … Elemente mit dem kleinsten Abstand voneinander als zusammengehörend interpretiert werden.
4. Das Prinzip der Geschlossenheit
Unsere Wahrnehmung ist fähig, in allem was wir sehen, Sinnzusammenhänge zu entdecken. Elemente, die (scheinbarer) Teil einer geschlossenen Form sind, werden von uns daher als Einheit wahrgenommen. So kann zwischen zwei als Einheit angesehenen Elementen eine Negativfläche hergestellt werden, die für sich wieder eine spezifische, wiedererkennbare Form annimmt. Dieses Spiel mit Positiv (Elemente mit einer geschlossenen Form) und Negativ (der Fläche zwischen diesen Elementen) bietet vielfältige, spielerische Ansätze, die den Betrachter intellektuell herausfordern. Dieses Prinzip hinterlässt bei dem Betrachter oftmals eine positive Wirkung, da deren „Entdeckung“ eine Form der visuellen Belohnung darstellt.
Die Beachtung des Prinzip der Geschlossenheit sorgt dafür, dass…
- … Zusammenhänge einer unkontinuierlichen Form vom Betrachter leicht erkannt werden können.
5. Das Prinzip der guten Fortsetzung
Das Prinzip der guten Fortsetzung, bzw. des guten Verlaufs beschreibt die Empfindlichkeit der optischen Wahrnehmung, miteinander ausgerichtete einzelne Elemente einander zuzuordnen. Elemente, die zum Beispiel entlang uns bekannter Formen ausgerichtet sind, werden miteinander verknüpft und können in unserem Unterbewusstsein auch durch verschiedene Konturen zu einer erkennbaren, zusammenhängenden Figur zusammengesetzt werden. Kurz: Informationen können in der Gänze besser wahrgenommen werden, wenn sie in eine einfache Struktur gebracht werden.
Die Beachtung des Prinzip der guten Fortsetzung sorgt dafür, dass…
- Anordnungen von Elementen leichter nachvollzogen werden, wenn deren Ausrichtung einer deutlich erkennbaren Form unterliegt.
6. Das Prinzip der Symmetrie
Symmetrie schmeichelt dem Auge, weil unser Gehirn Ordnung liebt und braucht. So ist z.B. der goldene Schnitt, dessen Entdeckung Leonardo Da Vinci zugeschrieben wird, bis heute eines der grundlegenden Gestaltprinzipien für den Aufbau von Figuren und der Konzeption von Bildlichkeit in der Malerei und Fotografie. Ein zeitgenössischer Großmeister der Symmetrie ist der amerikanische Regisseur Wes Anderson. Er bedient sich diesem Gestaltprinzip in seinen Filmen beinahe schon exzessiv, indem er Szenen zentriert in der Bildmitte inszeniert.
Die Beachtung des Prinzip der guten Fortsetzung sorgt dafür, dass…
- … das Auge des Betrachters stark fokussiert wird.
Inspiriert? Legen sie los!
Die visuelle Wahrnehmung (und damit zu einem Großteil auch der Erfolg) Ihres Contents hängt also vor allem von dessen Gestaltung ab. Die hier erwähnten Gestaltprinzipien lassen sich auf vielfältige Art und Weise auch in Ihrem Projekt umsetzen, und sind ein guter Schritt hin zu einer gelungene visuellen Kommunikation. Fügen Sie Ihrer Gestaltungsidee eine weitere, spielerische Dimension hinzu – die Betrachter werden es Ihnen danken!
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