Green Production: SO geht nachhaltige Filmproduktion

Green Production: SO geht nachhaltige Filmproduktion

Setdesign, Kostüm, Ausstattung – grüne Filme drehen

Einer Studie der University of California zufolge ist die Filmindustrie die Nummer zwei der umweltschädlichsten Industrien im Großraum Los Angeles. 15 Millionen Tonnen CO₂ produziert Hollywood pro Jahr, heißt es.

Gut, jetzt sind wir zwar (noch) keine Warner-Bros-große Blockbuster-Filmproduktion, die Piratenschiffe über den Karibik schippern, es brennende Autoteile regnen lässt oder die Vegetation einer ganzen Insel umkrempelt, damit paradiesische Palmenblätter dem jungen Leo DiCaprio Schatten spenden können. Und trotzdem: Licht, Kamera, Transport, Requisiten, Crew, Verpflegung – alles Stellschrauben, an denen es zugunsten einer besseren Klimabilanz zu drehen gilt. Welche Maßnahmen für eine nachhaltige Filmproduktion, eine Green Production, ergriffen werden können (und sollten) und welche Instanzen und Sendeanstalten mit gutem Beispiel vorangehen, darum dreht sich dieser Blogbeitrag.

Warum ist Green Production so wichtig?

Hollywood leistet im Verhältnis einen größeren Beitrag zur Luftverschmutzung als Industriezweige wie die Luftfahrtindustrie, die Bekleidungsindustrie und das Hotelgewerbe. Uff. Und auch die deutsche Film- und Fernsehindustrie kann sich von Umweltsünden (leider) nicht freisprechen. Immerhin werden jährlich über 200 Spielfilme und mehr und mehr Serien produziert (denn das Serien-Business boomt). Das externe TV-Auftragsvolumen liegt nur beim ZDF bei 100.000 Minuten pro Jahr und kommt Summa Summarum mit anderen Sendern auf ca. 600.000 Minuten jährlich. Viele Produktionen gleich viel emittiertes CO2. Bei einer Tatort-Produktion werden beispielsweise im Schnitt rund 100 Tonnen Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Das klingt nicht nur viel, sondern sorgt auch bei Branchenexperten für große Augen. 

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Was versteht man unter Green Production und nachhaltiger Filmproduktion?

So kann es nicht weitergehen. Das erkennen immer mehr Filmschaffende. Viele bemühen sich deshalb um mehr Nachhaltigkeit bei der Produktion und am Set. Nachhaltig(er) zu produzieren ist spätestens durch Fridays for Future ein Kernthema und “Green Producing” oder “Green Production” zum Begriff geworden. Es bedeutet, Filme umweltschonender zu produzieren – also Müll zu vermeiden und CO2-Emissionen zu minimieren, um es ganz stark herunterzubrechen. Und die Branche bewegt sich.

2020 bekannten sich unter anderem ARD, ZDF und MDR dazu, Nachhaltigkeit in der Film- und Serienproduktion stärker zu berücksichtigen. Fördermittel sollen erstmals, laut neuem deutschen Filmförderungsgesetz, an ökologisch und sozial nachhaltige Maßnahmen gebunden werden. 

In Hollywood hilft der Green Production Guide, den alle großen Studios mitverantwortet haben, Produktionsteams bei der Einhaltung grüner Standards. Bei uns gibt es den “Grünen Drehpass”, als Gütesiegel für nachhaltige Dreharbeiten. Mehr dazu aber später – denn erst einmal beschäftigt uns jetzt die Frage, wie genau Filme grüner produziert und welche Maßnahmen dafür ergriffen werden können. 

Umwelt-Übel Reisen: Wo am meisten CO2 entsteht

Eine Film- oder Fernsehproduktion verursacht an allen Ecken und Enden einen CO2-Fußabdruck. Allem voran: Das Reisen. Das fand die British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) heraus. Schließlich müssen alle Crewmitglieder mit Auto, Bahn, Bus oder sogar dem Flugzeug anreisen. An zweiter Stelle reiht sich die Produktion selbst ein und auch Unterkunft, Studio, Drehort und Postproduktion nehmen maßgeblich Einfluss auf die CO2-Bilanz einer Filmproduktion.

Wie können Filme nachhaltig gedreht werden?

Maßnahmen zur nachhaltigen Filmproduktion

Das grüne Produktionsbüro

Umweltfreundliches Filmen fängt nicht erst am Set, sondern schon im Produktionsbüro an. Schließlich werden hier viele wichtige Entscheidungen getroffen, die den CO2-Fußabdruck der zu planenden Filmproduktion maßgeblich bestimmen. 

Dabei hilfreich sein kann PEACH – eine Production Environmental Actions Checklist. Die verspricht: 

“Utilizing this worksheet and the other resources on the Green Production Guide’s (GPG) website will help organize your production to be a sustainable production.”

PEACH

Eine Green-Production-Grundregel, die ebenso effektiv wie einfach in der Umsetzung ist und vor allem in der Vorproduktion zum Tragen kommt: Der Drucker bleibt aus. Kein Ausdrucken von Budgets, PPM-Booklets oder Dispos, Arbeitsmappen, Unterlagen, Rechnungen oder Verträgen. Denn das alles lässt sich heutzutage schneller und klimafreundlicher digital regeln. Und wo wir grade beim Digital-Thema sind: Am grünsten regelt sich das natürlich mit Ökostrom. Darüber haben wir bereits in unserem letzten Blogpost zum Thema “Green Office” ausführlich berichtet – schau doch mal vorbei, wenn dich das auch interessiert. 

Die grüne Checkliste

Technik: Licht, Kamera & Ton

  •  auch am Set gilt natürlich: nutze Ökostrom und Strom aus erneuerbaren Energien oder  gehe noch einen Schritt weiter und greife auf Energieformen aus Solar- oder Windenergie zurück, die du in Form von Solarzellen am Aufenthaltsbus o.Ä. gewinnst
  • miete einen Hybrid-Generator
  • lässt du das Heizsystem über Thermostat oder Zeitschaltuhr laufen, vermeidest du unnötiges Auf- und Abdrehen der Heizung
  • greife anstelle von Wärmepilzen lieber auf UV-Strahler zurück – noch nachhaltiger sind natürlich Wolldecken am Set
  • nicht mit Steckerleisten am Set sparen: So können bei Nichtgebrauch alle Geräte gleichzeitig ausgeschaltet und energiefressende Ruhemodi vermieden werden
  • Licht: Verwende Polystyrolalternativen wie pflanzliches „Poly“ oder Reflektorsysteme mit KFLECT/CRLS 
  • arbeite mit fluoreszierender oder LED Beleuchtung 
  • versuche so gut wie möglich auf Styropor oder Farbfolien zu verzichten. Wenn’s gar nicht anders geht, denke daran, alles wiederzuverwenden
  • Bewegungsmelder oder Tageslichtsensoren vermeiden unnötig eingeschaltetes Licht 
  • Kamera & Ton: Greife auf Akkus anstelle von Batterien zurück, wenn keine Netzspannung zur Verfügung steht
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Set und Deko

  • strikte Mülltrennung (stelle also mehrere Mülleimer am Set auf. Wie Mülltrennung richtig funktioniert, liest du hier)
  • am Set werden Call-Sheets, Zeitpläne, Storyboards und Skripts per Rundmail verschickt – und höchstens als A3-Ausdruck an einer Pinnwand für alle präsentiert
  • CNG Trucks mit Gasantrieb oder Elektroautos mieten
  • Verwende alternativen Materialien zum Set- und Requisitenbau: nutze recycelte Materialien und achte auf Nachhaltigkeitssiegel, verwende FSC kontrolliertes Holz, Mycomaterials anstatt Styropor, kein PVC, wasserbasierte Farben und Lacke, Lösungsmittelfreie Klebstoffe 

Crew 

  • An- und Abreise: Generell lässt sich sagen, dass der Fernlinienbus ist also für eine weitere Dienstreise zurzeit das ökologischste Verkehrsmittel – der Unterschied zur Bahn ist allerdings gering.Im Vergleich schneidet das Auto deutlich schlechter ab, hier sind die CO2-Emissionen etwa fünf mal höher. Der wahre Umweltsünder unter den Transportmitteln: das Flugzeug. Die entstehenden CO2-Emissionen betragen das 10-fache einer Fernbusreise. Auf umweltbundesamt.de oder in unserem letzten Blogbeitrag findest du noch viele weitere spannende Zahlen, Fakten und Tipps zum Thema “Nachhaltige Fortbewegungsmittel”.
  • CO2 Kompensieren: Fliegen ohne schlechtes Gewissen? Das suggerieren Anbieter, bei denen man mit einer Spende zusätzlich zum Flugpreis die entstehenden Emissionen einfach ausgleichen können soll, wie zum Beispiel die NGO Atmosfair oder die Stiftung myclimate. Hier kann ganz einfach auf der Website die zurückzulegende Flugstrecke eingegeben und so der entsprechende Kompensationsbetrag berechnet und direkt gespendet werden. 
  • Führt gar kein Weg daran vorbei, switche vom Auto auf Großraumshuttles, Carsharing oder Busse, die nicht dieselbetrieben, sondern elektrisch oder hybrid fahren.
  • Nachhaltige Unterkünfte: Ja, auch Hotels können Bio-Siegel tragen. Daran erkennst du, ob und inwiefern sich ein Hotel nachhaltig ausrichtet, zum Beispiel in Sachen Lebensmittel, Regionalität und Transportwege oder Naturkosmetik im Wellnessbereich
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Catering 

  • bevorzuge regionales Essen und Bioprodukte
  • gib auch vegetarischem oder veganem Catering eine Chance
  • Bye bye Plastik: nutze wiederverwendbares Besteck und Geschirr oder nur zertifizierte kompostierbare Einwegartikel und Servietten 
  • stelle eine Kaffeemaschine mit Thermoskanne auf (keine Kaffeekapselmaschinen!) und biete Kaffee oder Tee mit Fair-Trade-Logo an
  • stelle wiederbefüllbare Trinkflaschen und Kaffeebecher zur Verfügung und serviere die Getränke per Getränkespender
  • bevorzuge unverpackte Ware
  • spende restliche Lebensmittel, sofern sie hygienisch verwertbar sind (zum Beispiel an die Tafel)  
  • verwende Bio-Reinigungsmittel und Müllbeutel

Maske

  • nutze Make-up und Haarpflegeprodukten ohne Tierversuche 
  • greife auf nachhaltige Naturkosmetik-Labels zurück (zum Beispiel VAPOUR ORGANIC BEAUTY oder KJAER WEIS). Aber Achtung: Der Begriff Naturkosmetik ist nicht gesetzlich geschützt. Achtet also zusätzlich auf entsprechende Siegel.
  • nutze nachfüllbare Produkte mit recycelbarer oder biologisch abbaubarer Verpackung.

Kostüm

  • leihe Kostüme im Fundus anstatt sie neu einzukaufen
  • wenn kein Weg an einem Kauf vorbeiführt, achte auf nachhaltige Modelabels oder kaufe Second Hand
  • spende die nicht mehr gebrauchte Garderobe an Kleiderfundus oder soziale Initiativen 
  • für vollumfängliche Infos zum Thema nachhaltige Kleidung schau doch mal beim Greenpeace Textil-Ratgeber vorbei 

Green Production und Nachhaltigkeit am Set: Was heute schon geht 

Grüner Drehpass

Das Gütesiegel für nachhaltige Dreharbeiten: Als erste TV-Show überhaupt wurde im Jahr 2015 die ZDF-Produktion „Der Quiz-Champion“ von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein mit diesem Siegel prämiert. 

Seitdem ist im Bereich Grünes Produzieren der Stein ins Rollen gekommen, zum Beispiel in Form des Arbeitskreises “Green Shooting”. In der deutschlandweiten Initiative für nachhaltiges Produzieren engagieren sich unter anderem der ZDF, ARD, diverse Förderer, Produzenten und Verbände für die Einführung eines nationalen Drehpasses zur einheitlichen, bundesweiten Zertifizierung von ökologisch nachhaltig produzierten Film- und Fernsehproduktionen.

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Für 2021 hatte man sich bereits dazu verpflichtet, 100 ökologische Produktionen »nach einheitlichen Regeln herzustellen und anschließend gemeinsam wissenschaftlich auswerten zu lassen«, lautet es in der Pressemitteilung des Arbeitskreises

Dazu gehört zum Beispiel die Vorabend-Seifenoper “Gute Zeiten, schlechte Zeiten” oder auch der “Polizeiruf 110”, einzelne Folgen des “Tatort” und die preisgekrönte Serie “Babylon Berlin”. Am Set war bei diesen Produktionen zum Beispiel ein “Green Consultant” anwesend, es wurde Ökostrom genutzt und auf dieselbetriebene Generatoren verzichtet, Flugreisen wurden reduziert und beim Catering wurde auf regionale Zutaten geachtet. 

Im Sommer 2020 startete außerdem ein Pilotprojekt für ein nationales Ökozertifikat, für das sich Produktionen bei der FFA, der Filmförderungsanstalt, bewerben können.

Der Green Production Guide 

Etwas Vergleichbares wie den “Grünen Drehpass” auf Bundesebene gibt es auch in einer Nummer größer und auf englisch: Der Green Production Guide, den alle großen Hollywood-Studios mitverantwortet haben, hilft amerikanischen Produktionsteams bei der Einhaltung grüner Standards. 

Ein grüner Vorreiter in Hollywood ist übrigens der deutsche Regisseur Roland Emmerich. Sein Ziel: Mehr populäre Filme zum Thema Klimakrise. Mit seinem Klimathriller “The Day After Tomorrow” legte er als erster Blockbuster-Filmemacher überhaupt die Konkrete CO2-Bilanz des Films offen. Um die 10 000 Tonnen CO₂ auszugleichen, die während der Produktion ausgestoßen wurden, ließ er für 200.000 Dollar Bäume Pflanzen. Beispiele wie diese sind leider (noch) eher rar gesät. 

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